Sonntags in Lappland...
Nach unserer Wanderung in Mitternachtssonne und Neuschnee lassen wir den Sonntag (05.06.) etwas ruhiger angehen. Nach dem üblichen Checkout-Prozedere fahren wir weiter nach Abisko zum Wandern. Der Kungsleden, Schwedens bekanntester Weitwanderweg, folgt dort einem Canyon.



Das Gestein ist zum größten Teil gestreift. Das Wasser hebt die verschiedenen Farben der einzelnen Gesteinsschichten hervor.



An einer Stelle des Weges läuft man sogar auf Marmor. Kurz bevor der Canyon zu Ende ist und der Fluss sich in den Torneträsk-See ergießt gibt es ein unglaublich lauten Wasserfall. Dieser ist nicht natürlichen Ursprungs. Man hat deinen Durchlass in das Felsgestein gesprengt um den Fluss umzuleiten. Der Grund dafür ist der Bau der Bahnlinie gewesen, die hier oben Norwegen und Schweden verbindet. Das Umleiten des Flusses ersparte den Eisenbahnern den Bau einer neuen Brücke und eine Weile nutzte man dazu auch noch die Energie des Wassers. Neben dem Hauptwasserfall ist noch ein Kleiner. Aktuell besteht der noch vollständig aus Eis.



Der Wanderweg verläuft zum Teil auf den uns bereits bestens bekannten Holzbohlenwegen und teils auf steinigem bzw. wurzeligem Terrain. Die Umgebung ist idyllisch. Viele kleine und kleinste Pflanzen blühen zwischen Zwergbirken und Moosen. Für mich die verrückteste: Der Zwergrhododendron. Stellt euch einfach einen gängigen Rhododendron auf 2cm Gesamthöhe geschrumpft vor. Wäre der Naturlehrpfad nicht gewesen, ich hätte das Plänzchen gar nicht wahrgenommen.
Wir begegnen drei Damen an die 50. Die eine liegt flach auf der Wiese. Sie wartet immer einen Moment bis der Wind sich legt. Schiebt sich dann noch die Sonne hinter den Wolken hervor hört man ihre Kamera auslösen. Sie macht Makroaufnahmen von Pflanzen. Die anderen zwei Frauen befinden sich mit Stativ und Kamera am Wasser. Was genau sie fotorafieren wissen wir nicht.
Das letzte Stück des Weges führt uns vorbei an der Rekonstruktion eines Sami-Lagers mit seinen typischen Gebäuden. Hauptbaumaterial: Holz, Segeltuch, Birkenrinde und Grasoden.

Von Abisko führt unsere Reiseroute nach Jokkmokk. Die Fahrt nimmt einige Zeit in Anspruch. Wir sind auf der schnellsten Verbindung der E45 auch der Inlandsvägen genannt unterwegs. Die Straße ist abgenutzt und weist teilweise üble Schlaglöcher auf. 30km vor Jokkmokk beginnt sie dann richtig schlecht zu werden. Man hat die oberste Schicht abgehobelt und erst einmal Schotter drauf getan um die schlimmsten Stellen auszugleichen. Eine Sperrung der Straße ist nicht möglich, da die kürzesten Ausweichrouten rund 200km länger wären oder über unbefestigte Straßen führen würden. Es bleibt also nichts Anderes, als die Straße im laufenden Betrieb zu reparieren.
Später fahren wir an einer Teermaschiene vorbei und einem Laster, der gerade seinen Splitt aus kippen will, als wir kommen. Zehn Minuten später kommt uns ein Schwerlasttransport inklusive Begleitfahrzeug entgegen gefahren.

Der Campingplatz in Jokkmokk liegt direkt an einem großen See und wird von zwei älteren Holländern geführt. "Wenn ihr Lust habt könnt ihr heut noch auf den See raus fahren. Die Ruder liegen vor der Tür. Das Boot ist auch fahrbereit, wenn ihr wollt könnt ihr heut gern noch ausfahrn. Angelscheine kann man im Augenblick aber leider noch nicht kaufen, wegen der Schonzeit."
Wir beschließen das Sinken der Sonne vom Ufer aus zu bewundern. Als es kälter wird – dunkel wird es auch hier nicht – gehen wir uns warm duschen und kriechen dann in die Schlafsäcke.

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Angelglück, Mitternachtssonne, Fjorde und Neuschnee
Da ich heute gleich von vier ereignisreichen Tagen zu berichten habe, ist das ein sehr langer Eintrag geworden. Aber seht selbst:

Der 24. Tag unserer Reise beginnt wie die Tage zuvor: Super Wetter 27°C und Warten. Schließlich packen wir Badezeug und Frisbees ein und gehen in den Park. Wir haben gerade auf der ersten Disk-Golf-Bahn den zweiten Wurf gemacht da klingelt mein Telefon: Das Auto ist fertig! Soweit die gute Nachricht. Die weniger Gute ist, dass die Injektoren auch getauscht werden mussten. Aber nutzt ja nichts. Das wird teuer! Der Gedanke ist noch nicht ganz zu meinem Stammhirn gesickert, da erklärt der Kollege am anderen Ende schon, dass er sich wegen der hohen Kosten Gedanken gemacht hat. Er hat mit dem Oberboss der Werkstatt abgeklärt, dass die Rechnung minimiert wird. Da wir so lange fest saßen, während unsere Urlaubstage an uns vorbei zogen, und dennoch der Werkstatt gegenüber Verständnis für die lange Reparaturdauer hatten und so freundlich waren. Die Werkstatt berechnet uns für die Reparaturteile nur den Einkaufpreis und auch nur einen Teil der Arbeitsstunden. Sie rechnen genau so viel ab, dass sie bei Null raus kommen. Sie machen keinen Gewinn mit uns. Ich bin perplex und frage ob das wirklich in Ordnung ist. "Glauben Sie an Karma?" fragt er, "Also diese tu anderen Gutes, dann wird dir Gutes widerfahren Sache."
Kurze Zeit später sind wir in der Werkstatt. Wir reden eine Weile, bezahlen und bedanken uns. Wir bekommen die Autoschlüssel. Zu Hause haben wir eine Flasche Weißwein mit der Frauenkirche drauf gekauft für spezielle Anlässe. Wir schreiben eine kleine Nachricht auf Textilklebeband (aka. Panzertape) und kleben sie auf. Als wir dem Orgs-Chef die Flasche überreichen freut er sich und wirkt sogar etwas gerührt. Wir bedanken uns nochmal für den guten Service und seine Hinweise bezüglich möglicher Unternehmungen in der Region und erzählen ihm was es mit der Flasche auf sich hat...
Zurück im Auto fallen uns zwei Sonnenbrillen auf. Schick hin drapiert liegen sie auf dem Armaturenbrett. Ein Abschiedsgeschenk der Werkstatt.

Zunächst fahren wir zu unserer Unterkunft und laden all unsere Sachen ein. Wir hinterlassen einige Zeilen des Dankes. Nächster Halt ist eine Tankstelle. Dann trabt unser Auto mit gleichmäßigen 100 km/h gen Oulu.
Circa 80km vor der Stadt am Stausee bei Pulkkila schlagen wir unser Nachtlager auf. Der Himmel ist ein Gemälde.



Wir haben einen Logenplatz am Strand des Sees ergattert und genießen die warme Abendsonne und den seichten Luftzug, der die Mücken vertreibt.



Dann kochen wir uns ein Campingessen und gehen Angeln. Andre fängt einen großen Hecht, der sich leider beim Landen losreißt. Immer das Gleiche mit den wässrigen Kumpels! Bevor wir unser Zelt schlafbereit machen, posen wir noch mit unseren schicken neuen Sonnenbrillen. Die Kapuzen haben wir nicht der Coolness halber auf, sondern wegen der lästigen Mücken. Denn seit sich der warme leichte Wind gelegt hat fallen die über uns her wie die Geier.



Diese Nach schlafen wir super. Erholt und glücklich stehen wir gegen 10 auf. Es sind sonnige 22°C und ein sanftes Lüftchen weht vom Stausee her und sorgt dafür, dass es nicht zu heiß wird. Nach dem Freiluftfrühstück, dass wir sehr genießen, angeln wir mit Blinker im hellen Sonnenschein. Wir fangen drei 25-30cm Barsche – zwei davon ich, hihi. Zwei reißen sich mal wieder beim an landen los. Den dritten will Andre vor dem Foto nochmal kurz wässern und schwupp, weg ist er.



Am Rastplatz des Stausees direkt an der Europastraße füllen wir unsere Trinkwasservorräte auf. Danach fahren wir nach Oulu. Wir wollen uns das Pohjois-Pohjanmaan-Museum ansehen. Die dortige Ausstellung betrifft die Geschichte und Kultur der Samen und soll sehr gut gemacht sein. Es hat allerdings schon zu. Durch die Parks der Stadt spazieren wir vorbei an Grafittis zurück zu unserem Auto.



Wir fahren weiter in Richtung Mounio. Gegen 19:30 passieren wir den Polarkreis. Zeit für ein Turi-Foto!



Gegen 23 Uhr kommen wir im Palla Nationalpark an. Wir halten eine Brotzeit und wandern anschließend im Schein der Mitternachtssonne auf die Gipfel des Taivaskero und des Laukukero. Die Berge werden auch Kahlköpfe genannt, da ihre gerölligen Kuppen oberhalb der Baumgrenze liegen.



Unterwegs sehen wir ein im Staub badendes Schneehähnchen. Zunächst ignoriert es uns erfolgreich. Als wir auf ungefähr 4m ran sind wird es ihm zu bunt und fliegt es laut rülpsend – im Fachjargon heißt das glaub ich kollern – davon.



Der Blick über die Tundralandschaft und die unzähligen Seen ist atemberaubend. Es ist windig aber immerhin sind noch ca. 10°C. Die Sonne steht wie am Himmel festgenagelt. Es ist mittlerweile Mitternacht.
Und es zeigt sich mal wieder, dass man nur die halbe Wahrheit kennt. Denn der Merksatz zur Tagesbewegung der Sonne: "Im Osten geht die Sonne auf. Nach Süden nimmt sie ihren Lauf. Im Westen wird sie unter geh'n. Im Norden ist sie nie zu seh'n." verliert hier oben seine Bedeutung...



Obwohl die Berge auf denen wir wandern in einem Nationalpark liegen, gehören ihre Hänge zu einem Skigebiet. So weit im Norden und mit sehr wenigen Menschen scheint das kein Widerspruch zu sein. Der Wind singt in den Drahtseilen des Liftes ein schaurig schönes Lied.



Wind ist überhaupt ein gutes Stichwort! Unser Wildcampplatz für diese eine Nacht jedenfalls erweist sich als Windkanal. Das Zelt knattert in unregelmäßigen Abständen so laut, dass wir davon aufwachen. Nach 2,5h unruhigem Schlaf wird der Wind so arg, dass wir nicht mehr schlafen können. Zerknautscht und etwas angefröstelt packen wir zusammen. Das war ein doofer Stellplatz!
Unsere weitere Reise führt nach Kilpisjärvi und dann über einen Pass nach Norwegen. Im Auto schlafe ich immer wieder ein. Da er auch müde ist hält Andre schließlich auf einem Parkplatz an der Europastraße an und wir schlafen bis gegen halb zehn. Dann fahren wir weiter. In einem Ort im Nirgendwo an einem breiten, reißenden Fluss halten wir. Das Wetter ist besch-äh unschön. Es sind 4°C und es schnee-regnet.



In Kilpisjärvi fahren wir auf den ersten Parkplatz mit Infotafeln. Wir wollen im Auto frühstücken. Andre kocht fluchend Kaffeewasser. Der Wind ist so heftig, dass er beinahe die Flamme des Kochers löscht.
Während unseres Frühstücks mit eher warmem Kaffee klart der Himmel auf. Wir blicken auf das charakteristische Massiv des Saana, dem heiligen Berg der Samen.



Wir beschließen den Saana doch zu besteigen. Den Plan hatten wir wegen des schlechten Wetters schon verworfen. Es gibt eine Wanderroute hinauf. Wir fahren zum Ausgangspunkt der Wanderung am Touristcenter des kleinen Ortes. Dort nutzen wir die warmen Wasserklosetts zum umkleiden. Es sind 8°C. Wir werfen uns in unsere islandgeprüften Wanderoutfits und ziehen zusätzlich Handschuhe an. Der Wind ist stark und kalt, bewegt man sich ist es jedoch nicht zu kalt.
Auf unserer ersten noch recht sanft ansteigenden Wanderetappe durch einen moorigen Birkenwald begegnen wir Rentieren.



Der Ort Kilpisjärvi liegt auf ca. 500m über dem Meeresspiegel. Der Gipfel des Saana ist 1030m hoch. Der Berg ist anfänglich sehr steil. Zur Erleichterung des Aufstieges ist dieser Teil mit einfach gezimmerten Holztreppen bestückt worden. 750 Stufen sind es an der Zahl und jede ist einzigartig.



Zunächst freuen wir uns, dass die Treppen hinter uns liegen und über den Ausblick. Als wir jedoch weiter gehen wird es ungemütlich. Der uns bereits die ganze Zeit begleitende Wind frischt auf. Also er wird nicht nur stärker, sondern auch kälter. Der Weg zieht sich. Wir bleiben in Bewegung. Auf dem Gipfel angekommen genießen wir kurz die Aussicht und retten uns dann in den Windschatten einer Kuhle im Fels. Es sind -2°C. Wir essen Bananen und Nüsse. Heißen Tee haben wir heute leider nicht dabei. Dafür gut gekühltes Mineralwasser.



Die Sonne scheint und der Wind pfeift. Es ist kalt, aber ein Foto von uns machen wir dennoch. Das Stativ der Kamera müssen wir mit einem Gewicht versehen, damit es nicht um gepustet werden kann.



Doch auch wenn es eiskalt ist und der Wind pfeift: Der Ausblick ist super!



Da uns beim Abstieg der Wind die ganze Zeit ins Gesicht bläst, mummeln wir uns bis auf einen Sehschlitz ein. Wieder einmal zeigt sich: Es ist weniger wichtig sich warm zu kleiden, sondern viel mehr winddichte Kleidung zu tragen.
Im Anschluss an unseren Abstieg wechseln wir wieder unsere Kleidung und machen uns frisch in der Touriststation. Im vorbei Laufen fällt uns ein Schild auf Buffet 10-15 Uhr für 15€ inkl. Getränke – auch Kaffee. Das "Ja" zum Buffet stellt sich als Superentscheidung dar. Es gibt eine Gorgonzola-Käse Suppe mit etwas Gries und viel Knoblauch, eine kleine aber frisches Salatbar, dreierlei warmes Essen (frischer Lax, gerupftes Schwein und Bolognese) und Beilagen (Pellkartoffeln, Nudeln, Grillgemüse). Alles sehr lecker und hausgemacht! Super ist auch der Beerenquark den es zum Nachtisch gibt.
Nachdem wir uns satt gegessen haben sitzen wir noch ein Bisschen. Wir trinken Kaffee, schreiben Postkarten und genießen die Sonne, die uns an unserem Fensterplatz ins Gesicht scheint.

Schließlich fahren wir weiter. Wir wollen ja noch über den Pass nach Norwegen bevor der Tag zu Ende geht. Direkt nach Überquerung der Grenze zu Norge schlägt das Wetter um. Dicke Regenwolken hocken an den Flanken der himmelhohen teilweise noch beschneiten Fjälle. Es regnet immer wieder mehr oder weniger stark. Ab und an bricht aber auch die Sonne durch und taucht die teils bewachsenen Hänge in goldenes Dämmerlicht.
Da der Tag, zumindest uhrzeitlich bald zur Neige geht es bei nur 7°C weiter regnet nehmen wir uns in Skibotn direkt am Fjord eine Stuga. Durch den fehlenden Schlaf klettern wir früh in unsere Doppelstockbetten.

8:30 klingelt der Wecker. Draußen sieht's ein Müh weniger trüb aus als am Vortag. Es regnet nicht und ab und an zeigen sich blaue Risse und Löcher in den grauen Wolkenbergen. Heute wollen wir endlich mal Elche sehen. Wir fahren in den Polar Park. Dazu müssen wir jedoch erst mal um 1,5 Fjorde drum rum und dann noch ca. 30km hinein ins Niemandsland, 70km NO von Narvik.



Das Heulen von Wölfen weist uns den Weg. Wir kaufen uns Tickets und es beginnt zu regnen. Also nicht zu nieseln, sondern zu regnen. Da es nach fünf Minuten nicht aufhört, setzen wir unsere Kapuzen auf, atmen einmal tief durch und gehen im Regen Tiere schaun.
Zunächst sehen wir Wölfe und Braunbären. Es beginnt zu schneien. Wir gehen zu den Polarfüchsen. Nachdem wir fast das gesamte Gehege (und das ist groß) umrundet haben, sehen wir den Kollegen in weißer Wintertracht in der Sonne – Pardon – im Graupel liegen und dösen.



Danach geht's vorbei an den Wölfen, die zwischen Neugier und Verwunderung schwankend die vor ihrem Gehege auf und ab wogende Menge (na gut es waren nur etwa 10) von Japanern betrachten. Da die Wölfe offenbar eines großen Maßes an Professionalität beim liefern von Fotomotiven an den Tag legten bedanken sich die Leute Wort- und Gestenreich. Das veranlasst einen Wolf zu gähnen und einen anderen dazu sich verwundert hinter dem Ohr zu kratzen.
Da die Wölfe gerade ausgepowert vom Fototermin in den Büschen verschwinden gehen wir zu den Luchsen gucken.



Außerdem sehen wir noch Moschusochsen und Wölfe und Bachstelzen und lustige Menschen mit Pickups und Quats die sich um die kulinarischen Bedürfnisse der Parkbewohner kümmern. Leute mit Teleobjektiven und Leute mit Kindern. Das Einzige was wir nicht sehen sind Elche.
Gegen 16, als der Park schließt düsen wir weiter in Richtung Abisko. Interessant, dass auf den Wegweisern bereits in Norwegen nicht nur Kiruna, dass kurz nach Abisko kommt ausgeschildert ist, sondern auch das 450km entfernte Luleå.
Die Berge links und rechts der Passstraßen erinnern uns sehr an Island und langsam verstehen wir, warum die Siedler, die einst auch aus Norwegen kamen sich dort recht schnell heimisch fühlten.



In Björkliden ist es 3°C als wir ankommen und so nehmen wir uns eine Stugga. Wir kochen uns ein experimentelles Gericht aus Gemüse, Reis und Käse-Tomatensose. Danach beschließen wir, da es ja noch hell ist (haha) die kleine Wanderrunde zum Kratersjön zu laufen. Unterwegs beginnt es heftig zu schneien. Also richtig dicke Flocken.



Der Weg führt durch bereits getautes Sumpfgelände, über Holzbohlen, Stock und Stein. Ein Jogger kommt uns entgegen gerannt und grüßt freundlich. Unterwegs queren wir die Gleise der Bahnroute, die Norwegen und Schweden verbindet. Wir laufen durch einen frisch verschneiten Birkenwald. All das frische grün ist im Schnee verschwunden.



Das letzte Drittel des Weges zieht sich etwas. Immer abwechselnd geht es über verharrschte Schneepanzer, verschneite Heide und getaute Moorlandschaften. Die ersten zwei Feuchtgebiete überwinden wir trocknen Fußes. Bei der dritten Querung dann passiert das unvermeidbare: Wir bekommen nasse Füße. Und natürlich ist das nächste Schneefeld nicht weit.
Auf dem unwegsamen Hochplateau haben wir jedoch eine wundervolle Aussicht über den riesigen Bergsee Torneträsk. Das Licht der Mitternachtssonne und die dicken Schneewolken erzeugen ein zauberhaftes Licht und eine etwas bedrohliche Stimmung.



Zurück in der Stugga wird heiß geduscht und die nassen Schuhe wandern in den Trockenschrank. Da der Ort unserer Unterkunft ein Wintersportgebiet ist, sind die Häuschen damit ausgestattet. Sehr praktisch! Wir verdunkeln die Fenster und gehen schlafen.

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+++Eilmeldung+++
Wir haben soeben unser repariertes Auto beladen und betankt. Wir reiten nun gen Oulu. *macht einen Freudensprung*
Einen ausführlichen Bericht gibt's demnächst.

Here we go, on the road again!

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Die Milchstraße im unserem Tank
Neue Woche neues Glück, sagt man. Nun ja zumindest was das Wetter angeht trifft das zu...

Tag 8 nach dem Breackdown:

Dieser Montag beginnt ziemlich verschlafen. Da wir das Frühstück verpasst haben gehen wir uns im nächsten Laden ein paar Croissants besorgen. Die leckere Erdbeer-Rhabarba-Marmelade von zu Hause hebt die Stimmung – nur den Kaffee vom Frühstücksbuffet vermissen wir doch etwas. Entsprechend tranig geht es dann weiter. Der Tag besteht überwiegend aus gespanntem Warten. Ist das Auto ganz oder nicht? Ich nutze die Zeit für den Blogg. Trotz des schönen Wetters sind wir unmotiviert nach draußen zu gehen.

Nachmittags gehen wir zur Werkstatt und schauen nach unserem Auto. Es springt nur mit zusätzlicher externer Dieselzuführung an, läuft dann aber. Die Pumpen sind getauscht. Die Jungs haben außerdem in den Tank des Autos geschaut. "Es sieht aus, wie ein Goldwäscherfluss!" meint der Chef (er ist übrigens nicht wirklich der Boss der Werkstatt, macht aber die Orga). Er zeigt uns einige Bilder auf dem Handy. Jab, es glitzert überall im Diesel. Da ich mich mit Goldflüssen nicht so auskenne hier ein anderes Bild: Man kann in unserem Tank eindeutig Andromeda und die Nebel der Milchstraße ausmachen. Und was ist das?, ich glaube wir haben ein neues Sternbild entdeckt. Wir nennen es den kaputten Wagen.
Die Systemreinigung ist nach dieser Entdeckung jedenfalls unausweichlich. Zudem werden sie die Magnetpumpe tauschen, da diese durch die Metallspäne sehr wahrscheinlich komplett zu ist. Die Injektoren werden geprüft. Aktuell, überschlägt er, wären wir mit Reinigung und allen drei Pumpen bei ca. 1500-2000€. Sollten die vier Injektoren defekt sein, verdoppelt sich jedoch der Preis – einer kostet nämlich 400 mal 4 Stück + Arbeitszeit. Wir hoffen, dass sie ganz sind. Er will sie nach Tampere zum überprüfen schicken. Am Telefon erkundigt er sich wie lange das dauern würde. Er erfährt, dass er unsere Injektoren aufgrund ihrer Bauart auch selbst prüfen kann. Das tut er sofort. Wir warten.
Einige Zeit später kommt er wieder. Alle vier Injektoren haben den selben Druckdurchfluss. Das kann heißen, dass sie alle ganz oder alle kaputt sind. Wir hoffen inständig auf Ersteres. Da die Kollegen in Tampere bereits Feierabend haben, kann er das erst am nächsten Tag erfragen.
Er sagt, er habe das Wochenende schon schlecht geschlafen, weil die Reparatur an unserem Auto so schleppend voran geht. Aber es nützt ja auch nichts, wenn wir mit halb repariertem Auto weiter fahren und 60 km weiter wieder liegen bleiben.
Er macht einen Plan: Morgen wird das gesamte System gereinigt und wenn sie da sein sollte, die Magnetpumpe getauscht. Dann müsse er sich jedoch auch noch um ein Auto kümmern, dass er heute rein bekommen hat. Ein Auto, welches wie er sagt: Noch kaputter ist als Unseres. Wenn alles gut geht und die Injektoren ganz sind, ist unser Auto Mittwoch wieder fahrbereit.

Mehr oder weniger zufrieden gehen wir zurück zum Gästehaus und verlängern um zwei Nächte. Dann holen wir uns Eier, eine Antipastiplatte und ein Baguette. Andre baut Rührei. Das Essen ist super. Danach sind wir knülle. Eigentlich wollten wir ja noch angeln gehen. Das lassen jedoch, da wir beide bis 22:00 weg pennen. Wir spielen eine Runde Andor und gehen gegen 1:00 schlafen.

Tag 9 nach dem Breackdown:

Da das Auto heute definitiv noch nicht fertig wird und wir den Tag nicht nochmal vergammeln wollen, schnappen wir unsere Frisbees und nehmen noch einmal den Zug nach Jyväskylä. Der IC hält was er verspricht und fährt mit 150 Sachen durch Landschaft und Tunnel. Das verursacht starke Turbolenzen in meinen Ohren und ich habe mehr Probleme mit dem Druckausgleich als beim Flugzeugstart. Aber: Sellerie, so ist das Leben. Das Wetter ist super!

Im Harju-Park spielen wir den fünf-Stationen-Parcours gleich zwei Mal durch. Und natürlich machen wir nun auch mal ein Foto der berühmten Treppe. Ein bisschen Turi muss sein.



Dann fällt uns etwas Absonderliches auf: Die Bäume die hier wachsen scheinen von ganz besonderer Art zu sein. Sie sind die wahrscheinlich letzten Exemplare der "Audite Pinus", der gemeinen Ohrenkiefer.



Es wird Mittag. Wir gehen in den nächst gelegenen Siwa (Schön-Ist-Was-Anderes) und kaufen zwei Eis und eine Flasche Wasser. Solches Eis gibt's bei uns nicht: Eins mit Lakritze drin und eins mit Minz-Knusper drin.
Danach gehen wir zum Tuomiojärvi See und spielen im Taulumäki Park Disk-Golf. Dieser Parcours ist schon eine andere Hausnummer! Über Stock und Stein, bergauf und bergab, zwischen Bäumen hindurch – Pardon an Bäumen entlang flippernd – und direkt ins Blaubeerbeet. Für die neun Stationen brauchen wir fast eine Stunde. Was aber nicht nur an unserem Wurf-Können liegt, sondern auch an der Tatsache, das Frisbees sich im Unterholz perfekt tarnen können und auf Rufen mal gar nicht reagieren. Andre versucht einmal sogar ein Eichhörnchen so ab zurichten, dass es Frisbees zurück bringt. Das Projekt scheitert leider.



Auch wenn es Dienstag ist, aufgrund des schönen Wetters tummeln sich die Menschen draußen. Sie sonnen sich, baden oder betätigen sich auf verschiedenste Art sportlich. Am Freerunning-Trainingsparcours macht eine Frau Klimmzüge. Bei fünf höre ich auf zu zählen.



Wir wandern weiter um den See herum. Es geht über asphaltierte Fuß- und Radwege, vorbei an einem Bogenschießplatz und über verwitterte Holzbohlen durch die Wildei. Der See hat auf dieser Seite einen grünen Gürtel. Zunächst vermuten wir junges Schilf oder ähnlich gewöhnliche Pflanzen. Bei genauerem Betrachten stellt sich jedoch heraus, das es ein Meer aus Schachtelhalmen ist.



Während wir die Anfänger Disk-Golf Bahn in Laajavuori absolvieren kommen wir mit einem Finnen etwa in unserem Alter ins Gespräch. Wir quatschen gut eine dreiviertel Stunde über alles Mögliche. Danach wollen wir uns an der Profi-Bahn probieren. Mittlerweile scheint jedoch die halbe Stadt auf den Beinen zu sein um Disk-Golf zu spielen. Die Leute kommen mit Taschen voller Frisbees und stehen in 5 m im Kreis um die Körbe und üben das Putten oder Sie stehen auf der Startbase – hier etwa 100m vom Korb entfernt – und üben das gezielte Weit-Werfen. Wir gehen weiter und suchen freie Stationen des Parcours. Wir machen 5 von den 18 Bahnen. Die sind echt schwierig und wir haben das Gefühl ständig im Weg zu sein, da wir so lange brauchen.
Wir gehen uns daher die Skisprungschanzen anschauen.



Auf die großen Zwei trau ich mich nicht rauf. Aber daneben sind noch zwei deutlich kleinere. Die größere davon besteigen wir. Andre sitzt schon mal Probe für die nächste Saison.



Danach begeben wir uns auf den Rückweg. Mit den Zugfahrzeiten haben wir uns etwas verzettelt uns so müssen wir die letzten 1,5 km im Laufschritt zurücklegen. Wir bekommen den Zug gerade noch und müssen beim Schaffner ein Ticket mit einem kleinen Aufpreis kaufen. Aber egal wir sind drin.

Zurück in der Unterkunft gehen wir erst mal duschen. Nach dem Abendbrot bereiten wir uns für's Angeln vor. Auf dem Gang wird Andre von einem total aufgelösten und leicht alkoholisierten Finnen zunächst in Suomi, dann in Englisch angesprochen. Er hat sein Telefon im Auto von seinem Kumpel liegen lassen und bittet um ein kurzes Telefonat. Er hat ein E-Ticket und kann ohne das Telefon also auch nicht nach Hause fahren und ja in 13 min kommt der letzte Zug. Wir lassen ihn telefonieren. Er fasst sich sehr kurz, bedankt sich überschwänglich und stürzt nach draußen Richtung Bahnhof.
Wir machen uns auf den Weg zum 4km entfernten Angelsee. Es ist gegen 22:00 und noch taghell. Unterwegs ruft uns der Finne nochmal zurück und sagt, das er das Handy und den Zug noch bekommen hat. Er bedankt sich nochmal wortreich.

Am See sind die Mücken trotz der fortgeschrittenen Stunde noch sehr aktiv. Ich angle zunächst mit leichter Pose und Wurm. Die Pose zuckt, geht aber nicht unter. Als ich den Köder kurz darauf einhole hab ich eine 15cm kleine Plötze dran. Das war gar nicht zu merken. Die Gute hat Maulsperre. Ich hab den Köder extra groß gemacht, damit die Kleinen Fische den nicht runter kriegen. Meine Güte! Die hat vielleicht Hunger! Sie zappelt zunächst so heftig, das ich sie kaum zu fassen bekomme. Wir bekommen den Köder gut heraus und nach einer kleinen Verschnaufpause verschwindet der kleine Kerl in der Tiefe. Wir wechseln die Köder probieren alles durch nichts regt sich.
Schließlich versuchen wir es mit Logik: Die Beutefische in der Gegend sind so 10-15 cm groß. Vielleicht sind unsere Köder einfach zu klein und quasi "nicht der Mühe wert". Also klemmt sich Andre ein Stahlvorfach und den größten unserer Wobbler (ca. 7cm) an die Angel. Der läuft ziemlich unruhig und muss aggressiv geführt werden – in einem Test heißt es der sei Schrott. Tatsächlich jedoch beißt gegen Mitternacht ein Hecht drauf. Er ist ca 30-40cm lang und schlägt wild um sich. Da Hechte scharfe Zähne haben hole ich fix die Zange und die Maulsperre. Der Kerl hat den Köder schön im Maul und zappelt wie verrückt. Aber bevor wir ihn raus holen können hat er sich befreit und taucht unter dem Steg ab. Mist! Naja, wenigstens wissen wir nun genau was ich zwei Tage zuvor am Haken hatte. Andre versucht daraufhin noch eine Weile den Fang zu wiederholen. Erfolglos. Gegen 00:30 treten wir den Heimweg an. So langsam wird es doch etwas dunkler.

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