Sonntags in Lappland...
Nach unserer Wanderung in Mitternachtssonne und Neuschnee lassen wir den Sonntag (05.06.) etwas ruhiger angehen. Nach dem üblichen Checkout-Prozedere fahren wir weiter nach Abisko zum Wandern. Der Kungsleden, Schwedens bekanntester Weitwanderweg, folgt dort einem Canyon.



Das Gestein ist zum größten Teil gestreift. Das Wasser hebt die verschiedenen Farben der einzelnen Gesteinsschichten hervor.



An einer Stelle des Weges läuft man sogar auf Marmor. Kurz bevor der Canyon zu Ende ist und der Fluss sich in den Torneträsk-See ergießt gibt es ein unglaublich lauten Wasserfall. Dieser ist nicht natürlichen Ursprungs. Man hat deinen Durchlass in das Felsgestein gesprengt um den Fluss umzuleiten. Der Grund dafür ist der Bau der Bahnlinie gewesen, die hier oben Norwegen und Schweden verbindet. Das Umleiten des Flusses ersparte den Eisenbahnern den Bau einer neuen Brücke und eine Weile nutzte man dazu auch noch die Energie des Wassers. Neben dem Hauptwasserfall ist noch ein Kleiner. Aktuell besteht der noch vollständig aus Eis.



Der Wanderweg verläuft zum Teil auf den uns bereits bestens bekannten Holzbohlenwegen und teils auf steinigem bzw. wurzeligem Terrain. Die Umgebung ist idyllisch. Viele kleine und kleinste Pflanzen blühen zwischen Zwergbirken und Moosen. Für mich die verrückteste: Der Zwergrhododendron. Stellt euch einfach einen gängigen Rhododendron auf 2cm Gesamthöhe geschrumpft vor. Wäre der Naturlehrpfad nicht gewesen, ich hätte das Plänzchen gar nicht wahrgenommen.
Wir begegnen drei Damen an die 50. Die eine liegt flach auf der Wiese. Sie wartet immer einen Moment bis der Wind sich legt. Schiebt sich dann noch die Sonne hinter den Wolken hervor hört man ihre Kamera auslösen. Sie macht Makroaufnahmen von Pflanzen. Die anderen zwei Frauen befinden sich mit Stativ und Kamera am Wasser. Was genau sie fotorafieren wissen wir nicht.
Das letzte Stück des Weges führt uns vorbei an der Rekonstruktion eines Sami-Lagers mit seinen typischen Gebäuden. Hauptbaumaterial: Holz, Segeltuch, Birkenrinde und Grasoden.

Von Abisko führt unsere Reiseroute nach Jokkmokk. Die Fahrt nimmt einige Zeit in Anspruch. Wir sind auf der schnellsten Verbindung der E45 auch der Inlandsvägen genannt unterwegs. Die Straße ist abgenutzt und weist teilweise üble Schlaglöcher auf. 30km vor Jokkmokk beginnt sie dann richtig schlecht zu werden. Man hat die oberste Schicht abgehobelt und erst einmal Schotter drauf getan um die schlimmsten Stellen auszugleichen. Eine Sperrung der Straße ist nicht möglich, da die kürzesten Ausweichrouten rund 200km länger wären oder über unbefestigte Straßen führen würden. Es bleibt also nichts Anderes, als die Straße im laufenden Betrieb zu reparieren.
Später fahren wir an einer Teermaschiene vorbei und einem Laster, der gerade seinen Splitt aus kippen will, als wir kommen. Zehn Minuten später kommt uns ein Schwerlasttransport inklusive Begleitfahrzeug entgegen gefahren.

Der Campingplatz in Jokkmokk liegt direkt an einem großen See und wird von zwei älteren Holländern geführt. "Wenn ihr Lust habt könnt ihr heut noch auf den See raus fahren. Die Ruder liegen vor der Tür. Das Boot ist auch fahrbereit, wenn ihr wollt könnt ihr heut gern noch ausfahrn. Angelscheine kann man im Augenblick aber leider noch nicht kaufen, wegen der Schonzeit."
Wir beschließen das Sinken der Sonne vom Ufer aus zu bewundern. Als es kälter wird – dunkel wird es auch hier nicht – gehen wir uns warm duschen und kriechen dann in die Schlafsäcke.

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