Ein Rückblick...
Halli Hallochen ihr Lieben.

Irgendwie ist genau das passiert, was ich befürchtet hatte: Der Blogg war im Dornröschen-Schlaf. Und das obwohl ich über die letzte Woche unserer großen Reise noch gar nicht geschrieben hatte! Asche auf mein Haupt... denn es war wirklich super bei unseren lieben – damals noch nicht – Bekannten.
Leider kann ich jetzt auch nicht schummeln und den Eintrag einfach unter einem längst vergangenen Datum speichern, so: Haha ihr habt's ja nur nicht gesehen!

[Beginn Rückblick]

Am Morgen nach unserer Wanderung auf die Schanze und dem fulminanten Sonnenuntergang stehen wir schon sehr früh. Es ist windstill und angenehme 10°C warm. Im Campingbad spricht mich eine ältere Dame an. Die Unterhaltung muss für Außenstehende sehr amüsant gewesen sein, denn mein schwedisch rangiert qualitätstechnisch bei "Wetter gut. Seit Anfang Mai Camping...". Seis drum, sie hat sich über das Gespräch gefreut und wünscht uns eine gute Weiterreise.
Nach einem Frühstück in der Morgensonne bringen wir den Checkout über die Bühne und fahren zur Kupfermiene in Falun.



Die Miene ist äußerlich wie innerlich sehr interessant. Unsere Führung ist auf englisch. Trotz der teilweise sehr ernsten Vorkommnisse über die berichtet wird, ist die Führung sehr locker. Etwas gruselig ist das Ende. Alle Lichter werden gelöscht, man spürt das feucht-warme Erdreich atmen und dann singt der Reiseführer eine alte Weise, die die Bergmänner zu ihrem Schutz gesungen haben sollen.



Anschließend gehen wir ins Museum, dass zur Miene gehört. Beim Gang durch die Miene und die darum liegenden Gebäude sind mir immer wieder das -Zeichen aufgefallen. Die Arbeiter in den Mienen waren jedoch zum allergrößten Teil männlich. Das wird wie wir im Museum erfahren auch für Kupfer und für Eisen verwendet. Insgesamt ist das Museum sehr interessant und jung gestaltet. Die meisten Sachen kann man selbst ausprobieren und spielerisch erforschen. Kein Vergleich zu vielen Museen die ich zu Hause von innen gesehen habe. Aber vielleicht habe die sich ja auch mittlerweile entstaubt und dem Zeitgeist angepasst.



Gegen Abend kommen wir in Karlstad an. Obwohl wir bisher lediglich per Chat mit unseren Gastgebern unterhalten haben, werden wir so herzlich empfangen wie alte Freunde. Zum Abendbrot gibt es selbsgemachtes Fallafel und Gemüse da wir vorher nicht gesagt haben ob wir Fleisch essen. Wir sitzen bis spät beisammen mit deutschem Bier und dreisprachigen Gesprächen.

Am Samstag Morgen frühstücken wir gemeinsam. Unsere Gastgeber fahren danach zu ihrer Familie zu Besuch. Sie überlassen uns bis Sonntag Abend ihre Wohnung und leihen uns auch ihre Fahrräder. Wir unternehmen eine Radtour durch die Innenstadt durch das an die Stadt grenzende Naturschutzgebiet.





Für Nachmittag haben wir eine Waschzeit in der Tvättstuga des Wohnkomplexes in dem unser Gastgeber leben bekommen. In vielen größeren Wohnungskomplexen hier haben die Mieter keine eigene Waschmaschine. Statt dessen gibt im Keller eine Waschküche mit Trockenraum, die alle nutzen können. Dort gibt es einen Plan, in dem jeder einträgt wann er waschen möchte. Das scheint auch ganz gut zu funktionieren. Die Waschküche in diesem Fall ist mit zwei Maschinen ausgestattet - die man beide gleichzeitig nutzen kann, wenn man eine Waschzeit hat. In unserem Falle reicht jedoch eine... Bemerkenswert ist auch der Trockenraum der ist kein muffiges immerfeuchtes Kabuff. Darin steht ein Heißluftgebläse mit Luftentfeuchtung. Während der Trockenzeit wird es angeworfen und voilà nach einer Stunde ist die Wäsche trocken und der Raum auch.

Später schwingen wir uns noch einmal auf die Räder und fahren bewaffnet mit unseren Angel an den Klarälven. Ein kleiner Barsch beißt nahe Seerosen auf einen Spinner. Wir lassen ihn wieder frei. Sonst interessiert sich kein Wasserbewohner für unsere Köder.

Abends gehen wir durch die Innenstadt und kaufen für das Abendessen ein. Viele Leute sitzen in den Cafés und lassen den Tag ausklingen. Andere scheinen sich mit gehaltvollen Getränken auf Partys vor zu bereiten. Wir schlendern etwas an den Kanälen entlang und gehen schließlich zurück.



Die Sonne weckt uns am nächsten Morgen. Wir frühstücken und Fahren mit dem Fahrrad durch das Naturschutzgebiet zum Klarälven. Es sind 22°C. Wir angeln vom Ufer aus. Auf dem von Schilfgürtel gerahmten Flüsschen entspannen sich viele Schweden beim Angeln oder Sonnen auf ihren Booten. Es ist friedlich, sonnig und fröhlich. Es wirkt beinahe unwirklich romantisch weichgezeichnet wie ein Gemälde, Menschen am Sonntag.







Abends kochen wir Chili con Carne. Unsere Gastgeber kehren zurück und freuen sich sehr über das leckere Essen. Wir sitzen lange beisammen. Reden und Lachen, im TV läuft Fußball.

Da der nächste Morgen ein Montag ist und damit ein Arbeitstag stehen wir schon früh auf. Wir frühstücken gemeinsam. Wir bekommen eine Tüte mit frisch gebackene Kanelbullen mit auf den Weg. Der Abschied ist sehr herzlich und wir sind uns einig, dass wir uns auf jeden Fall mal wieder treffen müssen.

Auf unserem Weg Richtung Westküste kommen wir an Haverud vorbei. Was diesen Ort besonders macht ist die Kreuzung dreier Brücken über einem Flüsschen: Eine für Autos, eine für Züge und eine für Schiffe. Die Trogbrücke für die Schiffe gehört zu einem mehrstufigen Schleusensystem.



Weiter westwärts, kurz vor der Küste, liegt das Örtchen Tanum. Es ist Mittag und endlich schaffen wir es mal in einer kleinen Pizzeria das Dagens Rätt wahrzunehmen. Der Besitzer und Betreiber bekommt natürlich sofort mit, dass wir Deutsche sind und erzählt uns auf verständlichem Deutsch, dass er einige Jahre selbst in Deutschland gelebt hat. Er stammt ursprünglich aus der Türkei, hat dann versucht in Frankfurt Fuß zu fassen und ist schließlich nach Schweden umgesiedelt. Hier sei er nun ganz zufrieden.
Gut gestärkt sehen wir uns daraufhin das an, was den kleinen Ort so berühmt gemacht hat: Die Felsritzungen. Run um den Ort gibt es etliche Findlinge und Felsplatten, die mit steinzeitlichen Ritzungen übersät sind. Zur besseren Sichtbarkeit hat man diese mit einer roten Farbe nachgezogen. Diesbezüglich gab es vor nicht allzu langer Zeit eine Auseinandersetzung unter den Fachleuten. Die einen sagten, dass es nicht richtig sei, die Ritzungen zu verändern und die Anderen betonten die sich dadurch stark verbessernde Sichtbarkeit. Schlussendlich sind die meisten Felsritzungen eingefärbt worden. Ein paar Steine jedoch hat man ungetüncht gelassen. Diese sind dennoch deutlich zu erkennen – jedoch schlecht zu fotografieren.



Nicht weit entfernt südwestlich von Tanum liegt der Ort Kämpersvik in den Schären der schwedischen Westküste. Nach einigem Suchen und sich zieren schlagen wir unser Dachzelt unweit einer Boots- und Angelhütte direkt am Meer auf. Die Sonne steht tief bewegt sich jedoch nur sehr langsam Richtung Horizont.
Wir angeln. Zunächst recht ereignislos. Nach einer Weile hat Andre einen Biss. Er hat mit seinem Wobbler eine Flunder aufgescheucht. Die ihn nun ziemlich verwundert ansieht.



Das Wasser beginnt allmählich zu steigen. Mir fällt auf, dass es an einigen Stellen regelrecht zu kochen scheint. Die Stellen bewegen sich. Auf gut Glück werfe ich meinen Spinner direkt in so eine brodelnde Stelle. Einen so heftigen Biss habe ich bisher noch nicht erlebt. Es fühlt sich an als wäre der Fisch am anderen Ende der Rute riesig. Meine billige 15€ Komplettrute biegt sich heftig und klingt etwas komisch. Die Spule quietscht und schleift – ich beschließe mein Equipment bei Gelegenheit zu verbessern. Als ich den Fisch endlich an gelandet hab bin ich erstaunt. Er ist nicht besonders groß, aber unheimlich flink und stark. Eine wunderschön gestromte Makrele, gerade mal 35cm lang hat meinen Köder genommen. Insgesamt vier Makrelen fangen wir auf diese Weise. Die letzte zieht Andre heraus – mit meiner Angel. Mitgenommen haben wir keine davon. Dafür funktioniert unser Kühlbox nicht gut genug.





Wir wärmen uns die Reste des Chilis vom Vorabend auf. Die Sonne beginnt nun merklich zu sinken. Wir genießen die friedliche Stimmung und sitzen am Wasser. Die Flut hat unseren Stein, auf dem wir am Anfang geangelt haben nun komplett verschluckt.



Das Panorama am nächsten Morgen ist wunderbar. Es ist Ebbe, warm und beinahe windstill. Wir haben sehr gut geschlafen und bereiten unser Frühstück auf den warmen Steinen vor. Zwei Wespen treiben sich in der Nähe herum. Sie interessieren sich aber nicht für unser Frühstück – ihr Interesse gilt viel mehr der örtlichen Käferwelt.



Zum Spaß halten wir die Angeln nochmal ein paar Minuten ins Wasser. Das Einzige was beißt ist eine kleine Krabbe.



Das Fischerstädtchen Fjällbacke ist unser nächster Stop. Bekannt ist der Ort unter anderem, weil Ingrid Bergmann dort oft den Sommer verbrachte und weil Teile des Filmes Ronja Räubertochter dort gedreht wurden. Die Königskluft ist zum Beispiel einer der Drehorte des Kinderfilmes.



Auf dem Steinplateau, zu dem man von dem Städtchen herauf wandern kann, hat man einen wunderbaren Blick auf den Ort und die Schären davor. Das Wasser wirkt beinahe unnatürlich blau.



In einem kleinen Laden kaufen wir frisch gefangen und gebrühte Krabben. In einer kleinen Bäckerei holen wir uns ein paar Brötchen. Da wir keinen ruhigen Platz zum Essen finden – es sind doch ein paar Touristen unterwegs – fahren wir weiter in einen anderen Fischerort und setzen uns da an den Hafen und essen dort unsere Krabben.

Auf der E6 fahren wir nach Göteborg. Viele schwedische Bands stammen unter Anderem daher. Die Stadt wirkt alt und kühl. Wir laufen über einen alten Friedhof mit sehr schönen Mausoleen. Der Reiseführer hat's empfohlen. Dann essen wir in einem kleinen Kiosk eine abenteuerlich Mischung aus Hotdog und Kartoffelbrei und gehen zum Auto zurück. Nein, in Göteborg gefällt es uns nicht wirklich.

Wir fahren nach Västra Hagen. Dort wandern und angeln wir noch ein Wenig bis Mittag und nehmen Abschied vom Meer und von Schweden. Kleine Fische folgen neugierig meinem Köder – ein kleiner Gummifisch – wenn ich den Köder kurz ruhen lassen stupsen sie ihn an.

Wir kehren zur E6 zurück und fahren weiter in Richtung Trelleborg. Kurz vor dem Checkin am Hafen sprechen wir darüber ob wir nicht Einfach umdrehen und noch eine Runde fahren. Mal abgesehen von der Reparatur des Autos in Finnland hat die Reise nicht so sehr viel gekostet und es fühlt sich so an, als könnte man das noch eine Weile machen... nur bis der Herbst kommt.
Die Vernunft und das Pflichtbewusstsein siegen – Leider. Unsere Fähre legt gegen Mitternacht ab – mit uns.

Nach 5h unruhigen Schlaf auf dem Schiff werden wir wach. Jeder trampelt von A nach B um sich frisch zu machen. An Schlaf ist nicht mehr zu denken und so packen wir unsere Schlafsäcke ein und begeben uns ebenfalls, nacheinander, zur Toilette.
Deutschland begrüßt uns mit Schietwetter und in Berlin stehen wir zum Ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit im Stau. Der Stau ist kaum vorbei, da öffnet der Himmel erneut seine Schleusen – es regnet wahrhaft sintflutartig.
Nach 5h Autofahrt kommen wir zu Hause an. Wir sind müde, räumen aber brav das Auto aus. Da wir keine Lust zum Kochen haben, gehen wir zu unserem Lieblings-Asiaten und holen uns Sushi. So sitzen wir auf unserem bequemen Sofa in der warmen Stube, satt und träumen das Wohnzimmer wäre draußen am Meer.

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