Es hat begonnen...
Hallo ihr Lieben nach Informationen Dürstenden. Ja, es hat ja schon vor einiger Zeit begonnen. Aber jetzt geht's so richtig los! Ihr versteht nur Järnvägsstation? Keine Angst ich kläre euch auf...

Dass wir in Schweden Fuß zu fassen wollen, dürfte ja mittlerweile den meisten zu Ohren gekommen sein. Damit verbunden wäre natürlich für beide von uns ein beruflicher Neuanfang. Da wir beide jedoch nur in Maßen Risiko-freudig sind kam es für uns nicht in Frage einfach alles zu kündigen, unsere Zelte nieder zu reißen und gen Norden zu reiten um dann zu hoffen, dass sich schon irgendwas ergibt.
Da ich durch meine ständigen Dienstreisen eh kaum zu Hause war, lag die Entscheidung nahe, dass ich als erstes in den Norden gehe. Super wäre es natürlich schon im Vorfeld eine Arbeit zu finden und dann "nur noch" eine Bleibe zu suchen...
Es folgt nun der Beginn einer Auswanderung eine spannende Zeit in 5 Akten.


Akt 1 – Vorgeplänkel

Hilfreich war diesbezüglich auch, dass auf Arbeit ab April ein großes Projekt in Olofström beginnen sollte. Es war angedacht, dass bei dem Projekt nach den ersten vier Wochen lediglich Freitag bis Montag gearbeitet wird. Die ersten drei Wochen war ich noch anderweitig verplant beziehungsweise. hatte eine Woche frei, aber danach könnte ich das übernehmen. Ich willigte ein, da ich, wenn dass so wäre, viel Zeit hätte meine Zukunft vor Ort zu regeln. Aber wie es so ist, kam alles anders. Ich nahm das Projekt war, reiste die letzte Aprilwoche nach Schweden um erst Ende der zweiten Juniwoche zurück zu kehren – wobei die zweite Juniwoche Urlaub sein sollte.

Tja was soll ich sagen. Vor Ort war so weit alles chic bis auf den Umstand, dass Montag bis Samstag gearbeitet werden sollte. Blöd, den Sonntag haben auch in Schweden alle Leute besseres zu tun, als am Arbeitsplatz auf eine auswanderwillige Deutsche zu warten um ihr dann den Arbeitsmarkt zu erklären. Um genau zu sein, haben die meisten Schweden auch schon Samstag besseres zu tun.
Ich habe dann nach einem Gespräch mit unserem – übrigens sehr sympathischen – österreichischen Baustellenleiter einen Montag frei bekommen. Unsere Vermieterin, ein vor 30 Jahren ausgewandertes Nordlicht, hatte mir den direkten Kontakt zu einer Mitarbeiterin der Arbeitsförmedlingen vermittelt.
Bei Bewerbungsschreiben und Lebenslauf halfen mir unser Karlstädter Bekannten. So kam ich denn an meinem freien Montag auf das schwedische Arbeitsamt und unterhielt mich beinahe zwei Stunden in holprigem Schwedisch mit der freundlichen Dame. Sie machte mir Mut. Meine Unterlagen seien sehr gut, meine Profession gerade sehr gefragt und mein schwedisch für den Anfang ganz gut. Sie gibt mir einige Tipps, wo ich Stellen finde, wie das Bewebungsprozedere so ist und nimmt meine Daten auf, um sie potentiell interessierten Unternehmen zu kommen zu lassen. Bei der Gelegenheit stolpere ich das erste Mal über ein Problem: Ich habe keine schwedische Personnummer. Sie würde mich gern in die Datenbank der Arbeitssuchenden aufnehmen, aber das geht nicht ohne.

Das Verschicken von Bewerbungen läuft hier oft nicht über E-Mail oder Post. Die meisten größeren Firmen wickeln das über Bewerbungsportale ab. Dort arbeitet man sich durch elektronische Fragebögen in die man brav nach und nach seinen ganzen Lebenslauf copy-pastet, hier und da ein Kreuz setzt und noch kurze Angaben aus dem Stegreif machen muss. Abschließend kann man dann noch seinen persönlichen Brief (ja so heißt das Bewerbungsschreiben hier) und wenn man möchte ein Foto hoch laden. Kontrolle lesen und absenden klicken. Man bekommt eine E-Mail "Sie haben sich grade bei dem und dem als trallala beworben. Man meldet sich bei Ihnen wenn der Vorauswahlprozess vorbei ist".
Ich schicke etwa zwölf Bewerbungen raus und bekomme von allen Antwort. Meist Ablehnungen... Dennoch bin ich mir sicher, es wird klappen, wir müssen jetzt beginnen und einen neuen Job brauch ich sowieso – egal ob in Deutschland oder in Schweden. Ich beende mein Arbeitsverhältnis zu Ende Juni.
Den größten Teil des Junis habe ich frei – Resturlaub. Ich melde mich fristgemäß beim deutschen Arbeitsamt und frage mich was ich mit der vielen Freizeit anfangen soll. In der letzten Juniwoche fasse ich einen Entschluss: Ich mache den Motorradführerschein! Bis Ende August oder Anfang September will ich wieder in Arbeit sein. Zwei Monate sollten reichen um einen Führerschein zu machen! Schließlich bin ich zeitlich flexibel. Ich habe Glück und kann noch am gleichen Arbeit zur Theoriestunde gehen. Sehtest, Passbild und Antrag bei der Führerscheinstelle erledige ich gleich am nächsten Tag. Mit dem Moped ist man so super flexibel. Es klingt nur etwas, hm..., vielleicht sollte ich mir das Getriebeöl nochmal anschauen...


Akt 2 – Fortschritt

Es ist Montag der 3. Juli. Ich bekomme eine E-Mail von Växjö. Doch es ist keine Absage. Sie möchten Freitag ein Bewerbungsgespräch mit mir. Ich bin aus dem Häuschen. Da ich ja aktuell noch in Deutschland bin, wird es per Skype abgehalten. Ich bin super aufgeregt. Ich repariere mein Studentenfahrrad, habe Besuch und bin zu Hause und unterwegs.
Das Vorstellungsgespräch verläuft anscheinend ganz gut. Die vier Herren am anderen Ende der Leitung passen fast gar nicht alle auf meinen Telefonbildschirm. Damit hatte ich nicht gerechnet und so bringt mir mein überraschter Ausspruch "Så många personer" (so viele Leute) gleich zu Anfang ein paar Schmunzler ein. Als ich an einer Stelle ins Stocken gerate, weil mir ein zugegebener Maßen einfaches Wort nicht einfällt, wird mir angeboten auf Englisch weiter zu machen. Ich lehne höflich aber bestimmt ab, da ich Schwedisch ja lernen will. Ich glaube diese automatische Reaktion hat mir einige Pluspunkte eingebracht. Nach dem Gespräch, dass eine halbe Stunde gedauert hat, bin ich erleichtert und habe keine Ahnung ob es jetzt gut oder schlecht war.

Montags führe ich einen Ölwechsel an meinem Moped durch und erledige noch einige Kleinstreparaturen. Das Öl ist schon wieder schwarz und mit Ablagerungen verunreinigt. Das neue Öl scheint zu helfen sie klingt besser.
Dienstag ich bekomme eine Mail von Växjö: Ob ich Zeit zum Telefonieren habe? Eine Stunde später skype ich erneut. Diesmal ist nur der Personaler dran. Was wird og jetz noch kom' – denk ich. Das Telefonat ist kurz: Ich hab den Job! Wir besprechen das weitere Prozedere und ja... Ich hab nen Job in Växjö ab Mitte September!
Ende der Woche trifft der Arbeitsvertrag für die Probezeit ein. Es ist wohl üblich in Schweden einen separaten Vertrag für die Probezeit zu bekommen. Das Prozedere wie ich es von Deutschland her kenne: Direkt der Vollzeitarbeitsvertrag und im ersten halben Jahr ist man direkt kündbar, ist wohl eher unüblich. Ist man von dem neuen Mitarbeiter nicht überzeugt bekommt er nach der Probezeit einfach keinen Anschlussvertrag – man muss ihn nicht erst kündigen.

In den nächsten Tagen beginne ich ernsthaft nach einer Wohnung oder einem WG-Zimmer in beziehungsweise um Växjö zu suchen.
Das Moped klingt besser, allerdings leckt jetzt Öl von der Schaltwelle. Ich stelle ein Glas darunter und Recherchiere das Problem, bestelle Ersatzteile und repariere es schließlich. Es ist jetzt an der Stelle dicht aber irgendwie springt es schlecht an und qualmt weis. Das hat sie sonst nie gemacht! Ich recherchiere und bestelle Ersatzteile.
Am 24. Juli bestehe ich meine Motorrad-Theorieprüfung. Ja es geht voran. Ich hab nen Lauf.


Akt 3 – Vitamin B Mangel

Es ist einfacher als Leihe eine Simson zu reparieren, als in 2 Monaten eine Bleibe in Växjö zu finden!

Ja ich habe mein Moped repariert bekommen! Ich habe eine Operation am offenen Getriebe durchgeführt und den Vergaser erneut gereinigt und selbst eingestellt bekommen. Nun schnurrt es ist dicht und qualmt nicht mehr. Ab 60 Sachen macht der Motor dezent schleifende Geräusche. Daher kommt sie über den Winter zum Doktor, der wird Motor und Getriebe generalüberholen. Nach fast 19.000km und längerer Standzeit sei das ganz normal, Sagt der ältere Herr in seiner Werkstatt in Cossebaude. In seiner gelassenen Art und Weise zu erklären erinnert er mich ein Wenig an Opa...

Was ich jedoch nicht hin bekomme ist das Finden einer Wohnung. In der Zweiten Augustwoche schalte ich noch einmal komplett ab und fahre mit meiner lieben Josi zum Brutal Assault Festival nach Josefov in Tschechien.
Wir schlafen im Auto und erleben neben jeder Menge Musik, ein buntes Publikum in dem so gut wie jedes europäische Land vertreten ist. Man geht auf einander zu und tauscht sich aus. Mein bruchstückhaftes tschechisch und russisch bringt uns einige lustige Begegnungen ein. Meist unterhält man sich auf englisch. Oft spielt dabei eine Person den Dolmetscher. Während die Leute uns gegenüber in ihrer Muttersprache diskutieren, was dieses oder jenes auf englisch heißt schnappe ich manchmal das diskutierte Wort auf und kann es mir aus meinen spärlichen Sprachkenntnissen zusammenreimen.
Ebenso vielfältig wie die Besucher ist auch das Wetter. Von Sommerhitze bis zu Weltuntergang-Ähnlichem Gewitter ist alles dabei. Spätestens als wir die ersten ihre klatschnassen Schlafsäcke aus den Zelten holen sehen, sind wir froh uns entschieden zu haben im Auto zu schlafen.

Nach dem Festival beginnt meine fahr-praktische Ausbildung. Außerdem beschließe ich, da ich in der Wohnungsfrage alleine nicht weiter komme mir Hilfe zu holen. Ich bin seit einigen Jahren in einem Forum angemeldet, in dem sich Schwedenenthusiasten, bereits Ausgewanderte und Auswanderwillige rege austauschen. Ich beschreibe meine unglückliche Lage und bitte um Tipps. Nach einer Weile bekomme ich eine persönliche Nachricht von einer Deutschen. Sie kennt jemanden, der dort wohnt und ihr auch schon viel geholfen hat. Sie sendet mir schließlich die Telefonnummer von einem älteren Schweden und schreibt weiter ich solle einfach mal anrufen er wisse Bescheid.
Zunächst zweifle ich ein wenig: Jemand der mich nicht kennt würde mir einfach so helfen zudem habe ich die Nummer von jemandem den ich auch nicht kenne. Ich erinnere mich an unseren großen Trip nach Schweden und unsere mittlerweile Bekannten in Karlstadt, die uns einfach ein Wochenende lang ihre Wohnung überlassen hatten. Den Kontakt hatte ich zwar von meiner ehemaligen Mitbewohnerin und mittlerweile Freundin Bianka bekommen, aber prinzipiell... Ich habe beschlossen, dass all das Rumgedenke nichts bringt und schließlich einfach angerufen.


Akt 4 – Kurz vor knapp

Circa eine Woche nach unserem ersten Telefonat meldete er sich zurück. Bereits ein paar Tage später, hatte ich ein Ferienhaus von Mitte Oktober bis Ende April. Am 10. September könnte ich es mir ansehen. Nun mag der Eine oder Andere sagen "Aber du fängst doch schon Mitte September an." Das stimmt, aber ein Monat ließe sich überbrücken: Campingplatz, Hotel oder B&B. Ich war sehr glücklich einen Schritt weiter zu sein.
Inzwischen stand für mich fest, dass ich zwischen dem 7. und dem 9. September nach Växjö ausreisen würde. So würde ich eine volle Woche in Schweden Zeit haben um mich um Formalitäten und Behörden zu kümmern.
Ein paar Tage später meldete sich mein Schwede wieder. Er hat für mich eine Bleibe für den ersten Monat gefunden. Ich würde bei Bekannten von ihm unter kommen. Sie hatten (so wie ich es verstand) ein Zimmer, dass sie an Studenten vermieteten und ich könnte dieses den ersten Monat beziehen bis mein Ferienhaus frei wird. Ich war platt. Hatte ich nicht fast zwei Monate selbst gesucht bestimmt 30 Leute kontaktiert auch Ferienhausbesitzer und B&B's. Von allen hatten mir gerade mal vier geantwortet, eine Antwort davon war sehr dubios und die anderen waren freundliche Absagen.

Nun blieb mir noch eine Woche Fahrschule und die Prüfung am 6. September. Mein Zugticket für den 7. September hatte ich gebucht sobald ich den Prüftermin erfuhr, da sich die Preise von einer Woche auf die Andere sehr stark erhöhten.

Die Woche vom 4. September ist streng durchgeplant. Der Montag war noch recht ruhig: Ein Arzttermin, Telefonat mit der Krankenkasse und dem Versicherungsbüro wegen meiner BU sowie Koffer packen und einige Unterlagen sortieren.
Dienstag dann Fahrschule und Arbeitsamt. Da ich bis zur Aufnahme meines Job noch arbeitslos bin muss ich anmelden, ab wann ich nicht mehr im Land bin. Da ich keine Umzugskosten geltend mache, schlägt mir meine Sachbearbeiterin vor doch wenigstens meine Reisekosten zurück zu beantragen. Gesagt getan. Anschließend packen, räumen, überlegen, auspacken, wieder einpacken und Unterlagen sortieren.
Es ist gar nicht so einfach an alles zu denken was man braucht und zu entscheiden was man nicht braucht. Glücklicher Weise wird mich Andre Ende Oktober, dann schon im Ferienhaus besuchen kommen. Ein Ereignis auf das ich mich schon jetzt freue und dass den praktischen Nebeneffekt hat, dass er mir vergessene oder für den ersten Monat nicht so wichtige Dinge mitbringen kann. Sich selbst wird er ja auch mitbringen, aber leider nur für eine Woche... Gut, dass wir bereits vier Jahre Erfahrung im nur hin und wieder mal sehen haben. Aber wenn alles so läuft wie wir möchten, ist das Thema nächsten Frühling oder Frühsommer Geschichte.

Am Mittwoch ist dann der große Tag der Fahrschulprüfung. In der Generalprobe davor geht natürlich Einiges schief, aber das muss ja so sein. Die Prüfung selbst läuft gut. Auf dem Platz muss ich zwei Übungen wiederholen. Einmal patze ich aus Nervosität und einmal bin ich dem Prüfer nicht überzeugend genug – obwohl die Übung in Ordnung war wie mein Fahrlehrer nachher sagt.
Ich bestehe gut. Der Prüfer legt mir ans Herz, dass ich noch viel üben soll, da man mir nicht ansehe, dass mir das Motorradfahren auf dem Platz Spaß mache. Kunststück: Ich glaube es gibt nur wenige Menschen, denen das Motorradfahren auf dem Platz in der Prüfung Spaß macht. Aber was viel wichtiger ist: Ich hab bestanden! Voller Hormone verschalte ich mich erstmal an der ersten Ampel und folge dann meinem Fahrlehrer ohne weitere Patzer zur Fahrschule zurück.



Der 7. September. DER TAG. Früh um 9 fahre ich mit meinem Moped erst einmal zur Führerscheinstelle. Es dauert nicht lang und ich genieße ausgiebig die Fahrt auf meinem Zweirad. Die nächsten Monate werde ich vermutlich maximal auf unmotorisierten Zweirädern sitzen.
Zu Hause frühstücken wir zusammen und genießen die letzten gemeinsamen Stunden vor meiner Abreise. Gegen 14:45 bringt Andre mich dann zum Zug. Wir sind beide keine Abschiedsmenschen und so muss ich euch leider enttäuschen, wenn ihr Rürseligkeiten erwartet habt. Ein Monat geht ja schnell rum und wir haben ein gemeinsames Ziel vor Augen. Außerdem gibt es ja auch Telefon und Textnachricht und diesen ganzen neu modischen Kram.


Akt 5 – Aufbruch

Der Erste Zug, ein Euro-City, bringt mich bis nach Hamburg. Ich sitze mit drei Herren in einem Abteil. Zwei von ihnen sind aus der Oberlausitz. Es entspinnt sich ein angeregtes Gespräch. Eh man sich versieht sind wir in Berlin wo die zwei Oberlausitzer aussteigen. Danach setzt sich ein Business-Män in das Abteil, er arbeitet am Laptop. Die Zeit dehnt sich.

In Hamburg steige ich in einen Regionalexpress nach Flensburg. 21:45 komme ich dort an und muss eine Stunde auf den nächsten Zug warten. Flensburg... nicht mal einen Kaffee bekommt man dort. Der Bahnhof hat zwei Gleise und rundum jede Menge nichts. Ich unterhalte mich mit einem Iraner. Er will nach Roskilde reisen und dort ein neues Leben beginnen. Er hat ein Ticket. Aus seiner Heimat ist es weg weil er sonst getötet worden wäre erzählt er. Er ist gut gekleidet und macht einen gebildeten Eindruck. Sein Englisch ist gut. In Berlin war er bisher. Dort sei es nicht gut. Er darf nicht arbeiten, deshalb will er nach Dänemark. Er kennt dort jemanden.
Zwei andere Männer sprechen mich an. Sie fragen ob ich die Strecke häufig fahre und ob es viel Kontrollen gäbe. Ich antworte wahrheitsgemäß, dass ich das nicht wisse da ich zum ersten Mal hier bin. Der Wortführer wirkt bekifft und erzählt, dass er sein Ticket verloren hat und nun Angst habe, dass die Kontrolleure ihn aus dem Zug werfen. Neben mir steht eine Gruppe Junge Leute – Rucksackreisende. Der bekifft wirkende Kerl redet auch mit ihnen. Anfänglich höre ich nicht wirklich hin. Dann schnappe ich ein paar Fetzen auf. Als er weg ist kommen die Rucksachreisenden auf mich zu. Er hat sie gefragt ob sie ihn verstecken könnten.

Der Zug ist da, ein IC angeblich, wir steigen ein. Die Sitzplätze der 5 jungen Leute sind direkt bei meinem und wir unterhalten uns. Sie sind 18, aus England und unterwegs nach Kopenhagen. Sie sind seit einem Monat auf einer Rundreise durch Teile Europas. Ich frage ob sie in Deutschland manchmal Sprachprobleme gehabt haben. Ihre Antwort ist interessant. Es sei nicht richtig, dass man als Englischer Muttersprachler immer voraussetze, dass egal wo man sei das Gegenüber einen immer versteht. Sie haben auf ihrer Reise zwar nie erlebt, dass sich jemand daran gestoßen hätte weder in Deutschland noch in Frankreich, aber die eigene Sprachfaulheit sei ihnen doch etwas peinlich.
Der erste Halt des Zuges ist bereits in Dänemark und es passiert etwas, dass ich seit den 90'gern nicht mehr ernsthaft betrieben erlebt habe: Passkontrollen. Sonst reicht es den Ausweis in die ungefähre Richtung des Zöllners zu halten er schaut kurz rüber – passt. Nicht so hier, die dänischen Zöllner nehmen jeden Pass in die Hand und begutachten die Sicherheitsmerkmale und die Person die den Pass besitzt.

In Fredericia ist der nächste Umstieg. Es ist 0:30 und der Anschlusszug nach Kopenhagen geht erst um 2. Schlafen geht nicht, da man sich aufgrund der Armlehnen nicht auf den Bänken hinlegen kann und anlehnen kann man sich auch nicht, da keine Rückenlehne vorhanden ist und besagte Armlehnen aus kaltem Metall sind. Die Zeit zieht sich wie ein Kaugummi.
Im Zug nach Kopenhagen versuche ich die 2,5h zum Schlafen zu nutzen. Aber ich werde immer wieder wach und fühle mich kein Bisschen erholt. Total platt steige ich am Flughafen Kopenhagen aus dem Zug.

Nach 50 Minuten Wartezeit steige ich in den Zug nach Malmö. Nur um 25 Minuten später wieder an einem Bahnsteig zu stehen und zu warten. Zum Glück sind es nur 45 Minuten. Ich esse und trinke etwas.

Der Zug nach Växjö fährt ein. Ich kann mein Glück kaum fassen. Der letzte Umstieg ist vorbei und in 2h bin ich endlich am Ziel. Mir fallen immer wieder die Augen zu. Ich döse und versuche wach zu bleiben. Unterwegs regnet es. Als ich endlich ankomme begrüßt mich graues aber trockenes Wetter. Ich kaufe mir einen Kaffee und warte bis ich abgeholt werde.

Hasse, der sich selbst als rundlichen Kerl mit grauem Bart beschreibt, sammelt mich am Bahnhof ein. Ich bin total knülle, aber der Kaffee ist gut. Obwohl ich aufgrund der Müdigkeit sprachlich nicht auf der Höhe bin bleiben wir beim Schwedisch. Wir halten zunächst an einem Lebensmittelgeschäft, ich habe Hunger, aber die Müdigkeit überwiegt. Ich kaufe das Nötigste. Dann fahren wir zum Ferienhaus in dem ich ab Mitte Oktober wohnen werde, damit ich weis wo ich am Sonntag lang fahren muss. Dann bringt er mich zu meiner Unterkunft. Ich dachte es wäre lediglich ein Zimmer, aber es ist eine kleine vielleicht nicht ganz moderne Ferienwohnung. Ich habe ein Fahrrad und ein Dach über dem Kopf.
Wir verabreden uns für den nächsten Tag zum Pilze pflücken und Stadt ansehen. Meine Vermieter sind gerade nicht da, sollen aber Sonntag zurück kommen.
Ich sortiere mich erstmal etwas dusche ausgiebig und lege mich für 3 Stunden schlafen. Als ich aufwache nieselt es. Ich bin gerade dabei mich dazu durch zu ringen mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren um Toi-Papier, Spülmittel und derlei zu holen, da klopft es. Der Besitzer des Hauses ist da. Nur kurz um ein paar Dinge zu holen. Er bietet mir an, dass ich bei dem Schietwetter seinen alten Fiat Pickup nehmen kann um in die Stadt zu kommen und eh ich Zeit für Wiederworte habe, geht er hinaus und holt ihn aus der Garage. Ich bin erst etwas unsicher. Im Innenspiegel sieht man nicht wirklich viel. Er zeigt mir wo ich den Sitz einstellen kann und wünscht mir gute Fahrt.
Das Auto fährt sich sehr viel besser als ich befürchtet habe.



Mein Ausflug in die Stadt dauert nicht lange. Aber diesmal bin ich schlau genug auch an solche Dinge wie Nudeln, Pizzatomaten und Gewürze zu denken. Zurück in der Wohnung koche ich mir ein einfaches Essen. Wie gut doch Nudeln mit Tomatensoße und Käse schmecken. Ich schaue schwedische Nachrichten und gehe bei Zeiten schlafen.

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