Von Insekten und anderen Tieren...
Original Mail-Datum 19.08.2015
Hallihallöchen! Ja meine letzte Meldung liegt schon etwas zurück. Zu meiner Verteidigung: Ich habe leider keine Ausrede.

Zur Arbeit: Prinzipiell ist es hier nicht soo viel anders als zu Hause – bis auf eine Kleinigkeit: Mitdenken scheint hier unerwünscht zu sein oder teilweise unbekannt. Ich hatte in den vergangenen Arbeitstagen viele Situationen in denen ich das Mitdenken sehr vermisst habe. Selbst die Vorarbeiter sind zum Teil nicht in der Lage einen Plan – da ist bildhaft erläutert welche Apparatur wohin gehört – zu lesen oder zu zählen. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum ein erwachsener Mensch – dessen Fähigkeiten so hoch eingeschätzt werden, dass er Vorarbeiter ist – es fertig bringt eine Fundamentplatte an den Eckpunkten (diagonal) von 70 zu 132 legt, statt – wie es im Plan auch ausgewiesen ist – von 132 zu 133.
Nun ja und um diese gut 100kg oder schwereren Stahlplatten ganz genau auszurichten nimmt man nicht etwa einen Hammer und ein Stück Holz oder ähnliches Werkzeug - Nein! Man stütze einen Fuß gegen eine bereits ausgerichtete, UN-verschraubte Platte und stemme mit bloßer Muskelkraft. Anschließend guckt man verwundert, dass beide Platten nicht da liegen, wo sie liegen sollen. Und so weiter...
Die Organisation ist auch sehr speziell. Erst heißt es: wir brauchen keine Nachtschicht, dann wieder doch, dann nicht und jetzt wieder doch. Jedenfalls werde ich die restlichen Tage hier nachts arbeiten. Aber genug davon!

Letzten Mittwoch auf Arbeit (12.08.) hab ich dann eine unschöne Entdeckung gemacht. Da man hier permanent schwitzt, was durch unsere Arbeitsschutzausrüstung noch verstärkt wird (lange Hose, Shirt, S3-Schuhe, langärmlicher Schnittschutzbolero, Warnwest, Helm und Brille), krabbelt mir permanent der Kopf. Dachte ich zumindest bis letzten Mittwoch. Denn an besagtem Tag kratzte ich mir früh den Kopf und hatte plötzlich ein kleines Tier in der Hand. Richtig: Ich hab Läuse! Woher? Flugzeug? Zug? Oder ...? Ich werd's wohl nie erfahren.
Jedenfalls bin mit ich meinen Kollegen – die darauf ziemlich entspannt reagierten (wenn man mal von den üblichen Sprüchen absieht: "How are you" - "I feel lousie" - Hahaha) – nach der Arbeit zu Walgreens (Apotheke und Drogerie) gefahren. Dort hab ich mir nen Läuse-Entfernungskit gekauft (Kamm, Shampoo, Auskämmgel und Spray für Nichtwaschbares). Wenn man sich komplett allein verarzten muss braucht man echt 3h. Aber seit dem ist es besser. Ich nutze den Kamm seit dem jeden Tag einmal um zu verhindern, dass die Überlebenden der ersten Behandlung fortpflanzungsfähig werden. Morgen folgt dann die 2. Vollbehandlung (7-10 Tage nach der 1.) und dann sollte Ruhe sein. Anfänglich dachte ich: Oh ein Kamm mit Metallzinken wie praktisch die brechen nicht so leicht weg. Leider bin ich vor zwei Tagen damit an meinem Leberfleck am Ohr hängen geblieben. Seit dem reiß ich mir die Wunde immer wieder mal auf. Hmpf. Naja Hauptsache die Viecher werde ich los.

Meine Erfahrungen mit anhänglichen Insekten geht allerdings über Läuse hinaus. Die Mücken hier sind winzig und lautlos. Ihre Stiche hinterlassen große, extrem juckende, dicke, runde und rote Flecken. Den Stich an sich merkt man gar nicht und sehen und hören tut man sie echt Null. Lange Hosen und Stoffschuhe ignorieren sie vehement. Sie stechen bevorzugt in Füße und Beine. Ich hab allein an den Füßen 15 Stiche die noch deutlich erkennbar sind. An den Beinen dann nochmal circa 10. Wobei der letzte Abend an dem ich mit meinen Kollegen draußen saß nun schon drei Tage her ist. Hinzu kommt, dass diese Viecher einen entweder komplett ignorieren oder einen gar nicht in Ruhe lassen. Von uns Zehn z.B. stechen sie genau zwei Leute. Ich gehöre dazu - natürlich...

Vor zwei Tagen (am 17.08.) sind wir ins Werk gefahren haben 2h herumgestanden und auf Arbeit gewartet. Als dann endlich jemand da war, der Bescheid wusste, sagte der uns, dass der Baufortschritt noch nicht weit genug ist für unsere Arbeiten. Nun ja, dann sind wir zurück ins Hotel gefahren. Bezahlt gammeln auch nicht schlecht...
Wir haben aber nicht den ganzen Tag im Hotel gesessen. Nein. Wir sind in das Meeres- und Flussaquarium von Chattanooga gefahren.
Mal abgesehen davon, dass das Wasser in einigen Aquarien etwas trüb war, war es schön. Der Aufbau ist so, dass man quasi von der Quelle des Tennessee-River ans Meer geht.



Außer Fischen und andern Wasserbewohnern haben sie dort auch ein Schmetterlingshaus.



Besonders spannend fand ich auch die vielen verschiedenen Quallen und Kraken, die sie dort zeigen. Besonders interessant: Tiefseenüsse – die haben Leuchtreklame am Körper.





Wir haben gute 3h dort verbracht. Anschließend sind wir noch in Downtown Chattanooga etwas rum gelaufen. Downtown ist von unserem Hotel etwa 30 min mit dem Auto entfernt.



Öffis gibt's zwar, aber so richtig sind wir durch das Bussystem noch nicht durchgestiegen. Fußwege sind in Hotelnähe auch nur wenig vorhanden. Die ca. 500m zum Bi-Lo (sowas wie Lidl) sind zu Fuß ein kleines Abenteuer. Unsere Kollegen wurden dabei auch schon mal von der Polizei darauf hingewiesen, dass sie hier nicht rumlaufen sollen. Naja, that's America...

So heute hab ich dann meine erste Nachtschicht. Hier ist es gerade gegen 16:00 19.08. bei euch schon 02:00 am 20.08...

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